Defending the Glory of God

 

  

 

 

BIBELLESEN VERBOTEN  ?

 

Es ist nicht ungewöhnlich falsche Anschuldigungen zu hören, dass Katholiken vor dem II. Vatikanischen Konzil das Bibellesen verboten war. Einige behaupten, dass die Katholische Kirche die Bibel von ihren Mitgliedern fernhalten wollte, deshalb kettete sie die Bibel an, um zu verhindern, dass sie Zugang dazu bekamen.

Um diese Anschuldigungen beurteilen zu können, muss man herausfinden, was die Kirche tatsächlich tat und sagte, und dann ist es notwendig den Zusammenhang zu untersuchen, in dem dies passierte, um das richtig beurteilen zu können.

Nehmen wir zum Beispiel den Vorwurf, die Bibel wurde angekettet. Es ist richtig, dass es eine Zeit gab, in der die Katholische Kirche die Bibel ankettete. Aber wenn man die Zeit richtig betrachtet, kann man sehen, dass die Kirche das aus genau dem entgegengesetzten Grund tat, als ihr vorgeworfen wird.

Vor der Erfindung des Buchdruckes wurden die Bibeln von Schriftgelehrten auf Pergament (aus Tierhaut) von Hand abgeschrieben. Schätzungsweise 250 Schafe waren notwendig um eine Bibel herzustellen. Auch die Kosten für Pergament waren beträchtlich. Die Schriftgelehrten gehörten zu den gebildetsten Menschen jener Zeit. Man muss sich mal vorstellen, was es ungefähr kostet, wenn man einen der gebildetsten Menschen unserer Zeit für die Dauer beschäftigt, die zur vollständigen Abschrift einer Bibel notwendig wäre. Daran kann man sehen, welch enorme Kosten die Herstellung der Bibeln verursachte. Die Kirche kettete die Bibeln an – nicht um sie von den Menschen fernzuhalten, sondern um sicherzustellen, dass alle Zugang dazu haben können. Man könnte das damit vergleichen, warum Telefonbücher in Telefonzellen heutzutage angekettet werden. (Selbst nach der Erfindung des Buchdruckes im Jahre 1455 AD kostete eine Bibel noch so viel, wie ein Pfarrer in drei Jahren verdiente. Siehe THE SMITHSONIAN BOOK OF BOOKS von M. Olmert Seite 113.)

Im 16. Jahrhundert wurde in der Katholischen Kirche oft die Lateinische Vulgata benutzt. Deshalb wird die Kirche heutzutage beschuldigt, die Bibel von ihren Mitgliedern ferngehalten zu haben, indem sie eine „tote“ Sprache verwendet haben, wodurch es den meisten unmöglich war die Bibel zu lesen.

Das Wort „Vulgata“ kommt von einem Wort, das allgemein bedeutet. Es ist der Name der Übersetzung des Hl. Hieronymus, der viele verschiedene Bücher der Bibel im Original studierte und ins Lateinische übersetzte. Latein war die allgemeine Sprache der Menschen jener Zeit. Deshalb wurde sie „Vulgata“ genannt. Die meisten Exemplare, die Hieronymus für seine Übersetzung benutzte, sind heute nicht mehr verfügbar.

Wenn man den Zusammenhang jener Zeit (vor dem 18. Jahrhundert) genau betrachtet, findet man heraus, dass die meisten Menschen überhaupt nicht lesen und schreiben konnten. (Selbst heute gilt das in ärmeren Ländern für mehr als die Hälfte der Bevölkerung.) Die meisten Menschen arbeiteten auf den Feldern, und es gab keine öffentlichen Schulen. Nur die Wohlhabenden konnten sich leisten, Privatlehrer zu engagieren oder Privatschulen zu bezahlen, damit ihre Kinder lesen und schreiben lernen konnten.

Die wissenschaftliche Ausgabe von BRITISH WRITERS Band eins, herausgegeben unter der Schirmherrschaft des British Council und bearbeitet von Ian Scott-Kilvert, gibt uns einige wichtige Hinweise um diese Epoche zu verstehen.

Auf Seite 295 wird dargelegt, dass William Shakespeare (1564 – 1616) seine anderen Fächer in Latein studierte, dem „Grundmedium des Unterrichts“. Es wird ausgeführt, dass der glückliche Umstand, dass sein Vater Major und Friedensrichter war, ihn dazu qualifiziert hat, die Neue Königliche Schule zu besuchen, an der er studiert hat.

Auf Seite 262 lesen wir, dass die Bildung von Francis Bacon in Latein war, genau wie es für andere üblich war. Auf Seite 259 wird uns berichtet, dass Francis Bacon (1561 – 1626) in den letzten fünf Jahre seines Lebens seine wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten in Latein schrieb und dass Latein die internationale wissenschaftliche Sprache war.

Auf Seite 145 – 153 wird ausgeführt, dass Sir Walter Raleigh (1552 – 1618) griechische Autoren so viel wie möglich in lateinischen Übersetzungen studierte.

Auf Seite 22 lesen wir über Geoffrey Chaucer (1340 – 1400). Er lernte sein Latein über das Französische. Chaucer lässt in seinen „The Canterbury Tales“ (Canterbury-Geschichten) den Kavalier offenbaren, dass es bei den Adligen in jener Zeit üblich war schwach in englisch zu sein, wenn er gesteht: „Mein Englisch ist unzureichend.“

Es wird aufgedeckt, dass an der Westminster Schule – und wahrscheinlich an St. Paul’s ebenfalls – „ein Junge, der Latein kannte und dennoch Englisch oder auch Französisch sprach, einen Schlag mit dem Rohrstock für jedes Wort bekam, das er so gesprochen hatte ...“

Im Gegensatz zu den heutigen Studenten hatten sie strenge Disziplin und begannen den Tag mit einem Gebet. Danach folgten das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und dann eine Bitte an die Heilige Jungfrau Maria um Fürsprache bei Jesus Christus, und dann sangen sie Psalmen.

Auf Seite 30 wird dargelegt, dass Chaucer den Hl. Hieronymus und den Hl. Bernard gelesen hat. Und es wird aufgedeckt, dass er aus fast allen Büchern der Bibel – einschließlich den spätkanonisierten Büchern, hier als „Apokryphen“ bezeichnet – zitieren konnte.

Auf Seite 122 lesen wir, dass Edmund Spenser (1552 – 1559) an einer Schule ausgebildet wurde, an der Latein einen großen Teil des Lehrplans einnahm, dazu etwas Griechisch und die Psalter in Hebräisch. Es wird auch ausgeführt, dass an anderen Gymnasien Latein nicht nur klassisch war sondern wiederentdeckt wurde. Es wird festgestellt, dass er auf eine moderne Schule ging, die einen sehr fortschrittlichen Pädagogen hatte. Und interessanterweise wird gesagt, dass er als Ausnahme den Lehrplan auf Musik und „möglicherweise sogar Englisch“ ausdehnen durfte.

Dieses weltliche Buch öffnet vor uns die Kultur jener Zeit.
Entscheidend für das Verständnis des England des 16. Jahrhunderts sind die folgenden Fakten: nur jene, die glücklich genug waren – also reich genug – gingen zur Schule, und sie lernten nicht nur Latein, sondern – und das ist besonders wichtig – sie lernten auch die anderen Fächer in Latein. Folglich konnten nur diejenigen lesen, die sich Bildung leisten konnten, und sie beherrschten Latein mindestens so gut wie Englisch. Deshalb hinderte die Bevorzugung der lateinischen Vulgata die Menschen nicht daran, das Wort Gottes zu kennen, sondern förderte es.

Als Randnotiz nimmt das Buch THE BRITISH WRITERS (Die Britischen Schriftsteller) auf Seite VIII Bezug auf die Zeit, als König Heinrich VIII erklärte, alle katholischen Bibeln seien überholt, und anordnete sie zu vernichten. Zwei historische Ereignisse sind uns berichtet: „1537 ‚Auflösung der Klöster: Beschlagnahme des kirchlichen Eigentums und Vermögens; Erhöhung des königlichen Einkommens’“ – ein interessanter „Zufall“.

(Wegen der aufeinanderfolgenden Invasionen in England durch die Angelsachsen, die Dänen und schließlich die Franzosen im Jahre 1066 unterlag die englische Sprache ständigen Veränderungen. Erst im 17. Jahrhundert stabilisierte sich die englische Sprache mehr oder weniger in ihrer jetzigen Form. Latein dagegen war konstant und unveränderlich. Deshalb waren lateinische Bibeln nützlicher und praktischer.)

 

 

 


Artikels

Verteidigung der Braut

http://www.defendingthebride.com/fr/german/glist.html